17.03.2013 Alle reden über das Wetter-aber nicht nur.

Heinz Eggert

Es gibt momentan in einigen Städten ein Reizwort, über das viel gestritten wird.
Einkaufscenter. Brauchen wir sie oder nicht?
Ob in Meißen, Zittau, Bautzen, Görlitz, Hoyerswerda – die erbitterten Auseinandersetzungen darüber sind dort reichhaltiger als die dort vorhandene Kaufkraft.
Das zeigen die Schwierigkeiten der schon erbauten.
Mit einem großen Kraftaufwand und viel Zeit sind die jeweiligen Stadträte mit diesem Thema beschäftigt.
Als ob der Bau von Einkaufscentern ein Garant für die Belebung und Erhaltung der Innenstädte durch einen zusätzlichen Einkaufstourismus aus der Region oder dem nebulösen Sonstwo wäre.
Besonders brisant ist dieses Thema in Zittau.
Ich gehe durch die wunderschöne Innenstadt und sehe, wie viele kleine Läden schließen mussten. Trotz allem persönlichen Engagements haben die Inhaber die Mieten, die Löhne und die Abzahlung der Kreditraten nicht erwirtschaften können. Die Kaufkraft fehlte.
Denn Händler können zeitweilige Umsatzeinbrüche immer nur dann verkraften, wenn die Konjunktur läuft. Aber in Zittau lief sie noch nie.


Über 50 Läden stehen hier leer.
Selbst im historischen Salzhaus mussten viele Händler aufgeben.
Inzwischen haben sich dort Händler mit einem Sortiment eingemietet, für das niemand auf irgendeinem Weihnachtsmarkt eine Standgenehmigung bekommen würde.
Aber, so höre ich von den Befürworter des Einkaufscenters, wenn dieses erst einmal gebaut sei, würde es einen Einkaufstourismus geben und damit in der gesamten Innenstadt einen Kaufkraftzufluss.
Geld und Kauflustige werden dann Innenstadt beleben.
Das klingt nach Realitätsverweigerung.
Denn jeder kann seinen Euro nur einmal ausgeben. Also steht Umverteilung auf dem Programm.
Eine Gefährdung für jeden Händler in der Innenstadt.
Das Umsatzpotenzial reicht nämlich nicht.
Das ist auch der Grund für die Verweigerung großer Verkaufsketten sich in Zittau niederzulassen.
Natürlich gibt es einen Einkaufstourismus in unserer Region. Aber aus der Region heraus. Wer es sich leisten kann ,fährt deshalb nach Dresden oder Berlin.
Und andere-immer mehr-kaufen im Internet, weil sie da an Waren kommen, die für diesen Preis von keinem Händler in Zittau angeboten werden könnten.
Manchmal macht ein Gespräch mit den Paketboten realistischer.
Dazu kommen das regional- demografische und das Rentenproblem. Überdurchschnittlich viele Menschen werden den nächsten Jahren in Rente gehen.
Die Kaufkraft in der Region wird also nicht zu -sondern abnehmen.
Wegen eines neuen Einkaufsenters wird niemand zusätzlich nach Zittau kommen.
Aber wegen der liebevoll restaurierten historischen Bausubstanz, wegen des weltweit einzigartigen Fastentuchs und der traumhaften Landschaft kommt man schon heute gerne.
Von dem dadurch verstärkten Tourismus könnten noch in 100 Jahren unsere Enkel und Urenkel profitieren.
Vielleicht wäre es an der Zeit wirklichen Auseinandersetzungen zukunftsträchtiger zu führen.
Für die Bevölkerung und nicht für die Investoren. Oder?
Heinz Eggert

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