Als vor einigen Monaten die Sexismus Debatte in Deutschland hochgewogt wurde, übersah man geflissentlich ein Detail.
Bevor Herr Brüderle Frau Himmelreich ein Dirndl empfahl, fragte sie ihn nämlich, ob er mit 67 Jahren der Herausforderung als Spitzenkandidat seiner Partei überhaupt noch gerecht werden könnte.
Er muss schon ein großer Kavalier sein, wenn er sie deshalb nicht wegen Altersdiskriminierung verklagt hat.
Man stelle sich das öffentliche Erschrecken vor, wenn ein junger sportlicher Journalist diese Frage einer älteren Politikerin gestellt hätte.
Es gibt nämlich in Deutschland seit 2006 ein Gleichbehandlungsgesetz und damit ein Verbot jemanden wegen seines Lebensalters zu benachteiligen oder ihn deshalb infrage zu stellen.
Heute in einer Stellenanzeige nach einem Foto oder nach dem Alter zu fragen, gilt als unzulässig und diskriminierend.
Dieses Gesetz hat aber keine moralischen sondern wirtschaftliche Gründe.
Es geht nämlich darum, den Anteil älterer Arbeitnehmer an der Erwerbsbevölkerung zu steigern. Der demographische Wandel zwingt dazu. Es sind keine Jüngeren mehr da.
Das merken auch die Unternehmen, vor deren Türen sich die Bewerber nicht mehr so reichlich tummeln wie noch vor Jahren.
Das Gesetz kam schnell, dass Umdenken dauert länger.
Noch immer denken Einige, Ältere wären weniger motiviert, weniger produktiv und kreativ und vergleichsweise zu teuer.
Das ältere Arbeitnehmer eine große Erfahrung und viele Vorzüge haben, spricht sich erst langsam herum. Studien haben ergeben dass die Gruppe der über 54-jährigen leistungsstärker ist als die der 15 bis 24-jährigen.
Von seinen Schwierigkeiten wieder Arbeit zu finden, erzählte mir ein 52- jähriger Automechaniker, der aus Krankheitsgründen einige Jahre nicht arbeiten konnte.
Zahlreiche Bewerbungen hatte er danach geschrieben. Das Ergebnis: Entweder Absagen oder keine Antwort.
Dann wurde er durch den Jobcenter in Görlitz, auf das Programm 50+ aufmerksam gemacht.
Hier will man individuell und mit gezielten Strategien Arbeitnehmer über 50 und Unternehmen zusammen bringen. Es müssen nur alle voneinander wissen.
Anfängliche Minderleistungen der Arbeitnehmer werden für die Unternehmen mit Fördermitteln ausgeglichen.
Für den Automechaniker war es ein Glück. Für das Unternehmen auch.
Er hat Arbeit und das Unternehmen hat nach Einarbeitungszeit und genauer Prüfung jetzt für die nächsten 15 Jahre einen zuverlässigen Mitarbeiter.
Das könnte ein erfolgreiches Gesellschaftsmodell für Ältere werden, die gerne arbeiten wollen und deren Leistungskraft durch den vorherrschenden Jugendwahn lange Zeit überdeckt wurde.
Denn ältere Menschen sind kein Abschreibungsmodell.
Oder?
Heinz Eggert
[…] Bevor Herr Brüderle Frau Himmelreich ein Dirndl empfahl, fragte sie ihn nämlich, ob er mit 67 Jahren der Herausforderung als Spitzenkandidat seiner Partei überhaupt noch gerecht werden könnte. Er muss schon ein großer Kavalier sein, wenn er sie deshalb nicht wegen Altersdiskriminierung verklagt hat. Man stelle sich das öffentliche Erschrecken vor, wenn ein junger sportlicher Journalist diese Frage einer älteren Politikerin gestellt hätte. Heinz Eggert, Oberlausitz digital […]