Morgenpostkolumne, 3. März 2013
Überall nur Pferdefleisch. Historisch gesehen ist der Papst schuld.
Nicht dieser liebenswürdige und durchsetzungschwache Zeitgenosse, dessen Abschieds- Hubschrauberflug von der Weltöffentlichkeit eine Aufmerksamkeit bekam, als würde es sich um den Beweis einer leiblichen Himmelfahrt handeln.
Nein, es war Papst Gregor III., der im 7.Jahrhundert Bonifatius nach Germanien schickte, um die Germanen zu missionieren und dabei-schon damals vergeblich- den Genuss von Pferdefleisch zu verbieten.
Bonifatius wurde aus Glaubensgründen und die Pferde wurden weiterhin aus Ernährungsgründen erschlagen.
Denn das reichhaltige Sortiment unserer Supermärkte kannte man nicht, die Zutaten für das eigene Essen allerdings sehr ganz genau.
So ändern sich die Zeiten.
Jetzt hat das Wort „Pferde-Lasagne“ alle Chancen das Unwort des Jahres zu werden.
Natürlich geht es hier um Betrug und Betrügereien.
Natürlich wird auch ein Skandal daraus gemacht.
In mancher Auseinandersetzung weniger genießbar als die Pferde-Lasagne insgesamt.
Besonders dann, wenn sich ehemalige Landwirtschaftsministerinnen schrill mit der amtierenden streiten, obwohl sie gemeinsam auch nicht mehr auf die Reihe bekommen haben.
Eigentlich schon ein Skandal, wie durch immerwährenden inflationären Gebrauch dieses Wort entwertet wird.
Dabei verbirgt sich der Skandal hinter diesem „Skandal.“
Als noch darüber diskutiert wurde, ob die betroffenen Fertiggerichte umsonst an Bedürftige verteilt werden sollten und die Hilfsorganisationen als „ Anwälte“ der Bedürftigen, dieses als unzumutbar zurückwiesen, wurden diese Lebensmittel schon vernichtet.
Offensichtlich hatte keiner mit den Supermarktketten gesprochen.
Das fällt in Deutschland bei 11 Millionen vernichteter Lebensmittel im Jahr vielleicht gar nicht so sehr ins Gewicht,
aber angesichts des katastrophalen Hungers auf der Welt schon ins Auge.
Oder ins Gewissen!
Besonders dann, wenn man die Argumentation der Supermärkte hört, dass alle Produkte nur deshalb auf normalen Weg entsorgt werden konnten, weil sie ja nicht gesundheitsschädlich waren. Also in Ordnung!
Wenn man sie den gesetzlichen Vorgaben entsprechend umetikettiert hätte “Enthält Pferdefleisch“ , hätten die Fertiggerichte auch weiter verkauft oder verschenkt werden können.
Auch wenn sie angeblich für Arme nicht „zumutbar „gewesen wären.
Die seltsamste Argumentation, die ich jemals von Hilfsorganisationen gehört habe.
Allerdings wird unser Gewissen jetzt durch eine ökologische Komponente entlastet.
Es gibt nämlich Biogasanlagen, in denen aus den vernichteten Lebensmitteln Biogas hergestellt wird.
Umso mehr vernichtet wird, umso wärmer wird es.
Schön! So schließen sich manche Argumentationskreise.
Verfeuern wir nicht auch in der 3. Welt Weizen und Mais, um durch den dadurch hergestellten Biodiesel , ein ökologisch besseres Gewissen zu haben ?
Ein faules Bioei!
Das dadurch in diesen Ländern die Lebensmittelpreise steigen und damit auch die Hungerspirale vergrößern , sollten wir nicht übersehen.
Denn Gewissen ist nicht teilbar.
Oder?
Heinz Eggert
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