Letzte Woche war ich wieder einmal im schönen Breslau zu einer Konferenz.
Die Fahrt nach Breslau ist einfacher geworden, denn seit Jahren ist jetzt die neue Autobahn fertig.
Noch vor Jahren erinnerte sie uns, mit ihren Schlaglöchern und ihren Verwerfungen an den Zustand der alten Autobahn Bautzen – Dresden vor 1989.
Deshalb überraschte es auch nicht, dass beide, auf beiden Seiten und in zwei Sprachen, den gleichen Spitznamen führten: Abtreibungsstrecke.
Dieses Wagnis geht man jetzt nicht mehr ein. Es wäre auch gar nicht gut.
Es werden ohnehin auf beiden Seiten seit Jahren schon zu wenige Kinder geboren.
Dass die -auch dadurch – entstehenden demographischen Probleme alles nicht einfacher machen werden, war unser gemeinsames Arbeitsthema.
Eigentlich wären die Polen in einer besseren Situation als die Sachsen.
Denn im Nachkriegs- Kinderboom wurden dort mehr Kinder geboren als in Westeuropa.
Das hätte die schwierige demographische Lage noch um ungefähr zehn Jahre in Polen hinausgezögert. Vielleicht glauben deshalb noch viele Polen, es sei für sie jetzt noch kein Thema.
Ein Irrtum!
Denn inzwischen gibt es in der der EU die Freizügigkeit des Arbeitsmarktes.
So wandern jährlich zwischen c. 900.000 Polen gen Westen aus, um dort legal zu arbeiten.
Die Rücküberweisungen für ihre im Land gebliebenen Angehörigen von jährlich rund 4 Milliarden € können nicht die fehlenden Steuereinnahmen, den Facharbeiternachwuchsmangel und die Schwächung des sozialen Zusammenhalts wettmachen.
In der Pause sprach ich mit einer polnischen Kollegin über die Schwierigkeiten der Infrastrukturentwicklung.
Uns fehlt der Solidaritätsbeitrag, den der Westen für den Osten bezahlt, sagte sie: Denn wir mussten nach dem Zusammenbruch des Kommunismus alles alleine bezahlen.
Das sagte sie nicht klagend sondern charmant lächelnd.
Trotz des Lächelns konnte ich dir nur halb beipflichten.
Natürlich können die Polen stolzer auf alles Erreichte sein als wir.
Denn sie hatten nach Zusammenbruch des Kommunismus nicht den großen westlichen Klassenfeind der sich auf einmal für uns – auch – als zahlender Bruder erwies.
Ohne diese Hilfe wären wir im Osten Deutschlands noch nicht so weit.
Nur- der Solidaritätszuschlag hat seinen Namen nicht wegen der Solidarität des Westens mit dem Osten, sondern weil er ausnahmslos alle Steuerzahler, entsprechend ihrer steuerlichen Leistungsfähigkeit, belastet. Schließlich wird er auch im Osten bezahlt und steht dem Bund zur freien Verfügung.
Aber, erwiderte sie lächelnd, sie habe doch ein Interview mit dem FDP Politiker Brüderle gelesen, der den Soli abschaffen will, wenn der Solidarpakt ausläuft.
Da konnte ich nur zurücklächelnd sagen, das Brüderle Im Wahlkampf zwei Dinge zusammen bringt die nur bedingt miteinander zu tun haben, aber deshalb auf fruchtbaren Boden fallen könnten, weil sich Irrtümer in Deutschland genauso lange halten wie in Polen.
Dann lächelten wir beide.
Schön!
Oder?
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